Schauspielhaus Köln.
Handlung:
Ein guter Mensch sein, selbstlos und uneigennützig handeln, galt wohl schon zu Dostojewskis Zeiten als idiotisch. Fürst Myschkin kehrt von einem Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz, wo er als Epileptiker behandelt wurde, nach Petersburg zurück. Hochgradig naiv, unschuldig, emphatisch ist er ein „im positiven Sinne schöner Mensch“, wie Dostojewski selbst formuliert. Aber er verunsichert seine Mitmenschen, die ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich erklären, wofür sie ihn halten: für einen Idioten eben. Und selbst die Menschen, die vorgeben, ihn zu lieben, quälen ihn: Da ist der Kaufmann Rogoschin, den er auf der Heimreise kennenlernt, und der ihn in seine brutale Liebesgeschichte mit Nastassja Filippowna verstrickt. Da ist die mit ihm verwandte Generalin und ihre drei Töchter, deren jüngste Aglaja ihn mit ihrem ambivalenten Begehren überfordert. Da ist die tief unglückliche Nastassja, die er vergeblich zu retten sucht. „Die gesamte Bewegung des Buches gleicht einem ungeheuren Kratereinsturz“ schreibt Walter Benjamin über den Roman, und tatsächlich kann sich Fürst Myschkin aus den sich auf ihn zustürzenden Figuren nicht mehr befreien, die Katastrophe nicht verhindern.
Die Dauer des Stückes löste in mir zunächst den Gedanken und die Frage aus, wie ich das wohl überstehen werde: 4 Stunden. Gleich am Anfang begann man mit dem Ende. Dann nahm die Handlung ihren Lauf. Wo die ersten zwei Stunden hin sind, kann ich nicht sagen. Auf einmal war Pause. Eine Pause, die man hätte nicht besser in das Stück einbauen können.
Von der Pause kamen aber irgendwie nicht alle Zuschaue zurück, was mich verwunderte. Es entstanden große Lücken im eigentlich ausgekauftem Saal.
Die folgenden zwei Stunden vergingen ebenfalls wie im Flug. Wer sich das Stück nicht zu Ende angesehen hat, hat wirklich etwas verpasst.
Schönes Bühnenbild, super gespielte Charaktere, einfach empfehlenswert.
Naja, nur ist das Stück absolut ausverkauft. Aber wem sich die Gelegenheit bieten sollte, geh‘ hin.

Der Idiot
Theaterfotografie: Klaus Lefebvre