Las Vegas.
In den vergangenen Tagen fand im dritten Stock des Venetian Hotels in Las Vegas etwas ungewöhnliches statt. Wo sonst nur Business-Konferenzen und trockene Messen, oder maximal casino-relevante Veranstaltungen statt finden, gaben sich am 20. und 21. August 2012 wichtige Menschen einer bestimmten Branche die Klinke in die Hand: Fashion.
Da, im modeverlassenen Las Vegas, nämlich die Capsule Fashion Show statt fand. Was suchte sie da, vermag man sich zu fragen? Nachdem sie sich in den relativ selbsterklärenden Modehotspots wie New York und Paris schon niederließ, um zuerst ausschließlich kontemporäre (sprich: skandinavisch angehauchte) Männermode zu präsentieren, hat sie sich immerhin auch in das oft gehypte und nie wirklich angekommene Berlin vorgewagt. Spätestens hier aber schlug sie massiv ein. Denn ohne eine zu starke Konkurrenz während der Fashion Week erleiden zu müssen (immerhin, Berlin ist klein und steht nicht so richtig auf Haute Couture), gab sie sich von ihrer besten Seite. Zwar noch im Schatten der Bread and Butter, aber doch eigenständig und funktionierend.
Kurzer Rundumschlag: die Capsule ist keine gewöhnliche Modemesse, wo jeder mal ausstellen darf. Wie ein guter Tumblr-Blog ist die Capsule der Kurator aktueller Streetwear-Trends, die trotzdem eine elegante und meist zeitgenössische Ästhetik vereinen. Das kommt immer ganz gut da an, wo man am Zipfel der Zeit hängt und jeden neuen Trend verwertet sehen möchte. Man kann sagen: die Capsule Show ist vor allem für junge Leute ein ganz persönlicher Mode-Hypebeast, jenseits des virtuellen Raumes. Die Macher wählen die vorgestellten Brands sorgfältig aus. In Berlin etwa waren Wood Wood, Norse Projects, aber auch einige regionale Labels im Vordergrund, die dem Geschmack des Zeitgeistes entsprachen ohne außerordentlich prätentiös wirken zu wollen (prätentiös wirkten sie zumeist trotzdem, aber das beherbergt Mode als Charaktereigenschaft wahrscheinlich überall).
Und jetzt: Las Vegas. Was für ein Zeichen möchte die Capsule damit setzen? Ist Las Vegas aufkeimender Mode-Mittelpunkt? Wird die Casino-Stadt womöglich eines Tages Berlin in seinem nicht-ankommen ablösen? Man wage es zu bezweifeln. Vielleicht aber möchte die Capsule als neues Gesicht auf dem Modezusammenstellungsmarkt einfach nur mal erster sein, selbst wenn sie einziger bleibt. Denn in Las Vegas haben sich zwar schon Fashion Weeks “ergeben” –  doch so wirklich angekommen in dem Saus und Braus der Medienwelt sind diese auch noch nicht. Vielleicht ist Las Vegas da doch ähnlich wie Berlin gestrickt. Weit weg von Haute Couture, was einfach nicht laufen möchte, aber sehr nah dran an der Straße. Laut Machern war die erste Ausgabe der Capsule nun ein großer Erfolg. Vielleicht nächstes Jahr dann wieder in Düsseldorf?
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